Am Freitagnachmittag wimmelte es nur so von bunten Nisthilfen in Form von hübsch dekorierten gelben Blechbienen auf der wilden Wiese des Landesgartenschaugeländes. “Wir wollen etwas gegen das Insektensterben tun und Insekten ein Zuhause bieten” – da waren sich die 15 Schülerinnen und Schüler des Wahlfaches Schulgarten der Ludwig-Fronhofer-Realschule Ingolstadt (FRI) sicher.
In Form eines Mitmachworkshops konnten Besucher der Landesgartenschau unter Anleitung der Realschüler ein eigenes Insektenhotel herstellen. Als Gehäuse dienten alte Blechdosen, welche im Vorfeld in der Schule gelb bemalt wurden. „Statt Dosen in den Müll zu werfen, geben wir hier ein Musterbeispiel für erfolgreiches Upcycling”, erklärte die 15-jährige Sophia.
Auf die Kursteilnehmer kamen diverse Aufgaben zu: Mit Hilfe von Hammer und Nagel wurden Löcher in den Dosenboden geschlagen, um so eine ausreichende Durchlüftung des Nistkastens zu gewährleisten. Eine Aufhängevorrichtung sorgte dafür, dass die Biene später fliegen kann. Holzperlen verzierten die Beine. Als Füllmaterial dienten getrocknete hohle Pflanzenstängel.
Zoé betreute diesen Arbeitsschritt und erklärte den aufmerksam zuhörenden Kindern: “Man muss die Dose ganz eng und kompakt füllen, damit nichts herausfliegt oder von Vögeln geklaut werden kann”. Zuletzt ging es an die optische Gestaltung der Biene. Mit Hilfe alter Kronkorken erhielt diese ein Gesicht. “Jede Biene sieht ganz individuell aus – wie im echten Leben auch”, stellte der 12-jährige Max fest.
Die Initiatorin des Wahlfaches Schulgarten ist Andrea Diepold, Lehrkraft für Biologie und Chemie an der Realschule im Süden Ingolstadts. Die Garten AG trifft sich wöchentlich. In den Sommermonaten konzentriert sich die Hauptaufgabe auf die Bepflanzung und Pflege des Schulgartens, welcher aus drei Hochbeeten besteht. “Die Schüler erleben die Natur auf diese Weise ganz nah und schulen nebenher ihre Teamfähigkeit”, zeigt sich die Biologin und leidenschaftliche Gärtnerin erfreut.
Der Bau eines Insektenhotels war nur einer von mehreren Workshops, die das Schulgarten-Team der FRI, unterstützt durch zwei weitere Lehrkräfte Katja Ostermeier und Julian Schmid, am vergangenen Freitag auf der Landesgartenschau für kleine und große Besucher angeboten hat. Die Stationen luden allesamt zum Mitmachen ein.
So waren auch diverse Probierstationen der Fachrichtung MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) vertreten. Mit Hilfe farbiger Holzstäbe konnte eine Leonardo-Brücke in Miniaturform nachbaut werden. Zugegeben waren dabei eine gewisse Portion Fingerspitzengefühl sowie Geduld unerlässlich. Benannt ist die Brücke nach Leonardo da Vinci, einem der wohl genialsten Erfinder. Dieser entwickelte im 15. Jahrhundert eine Brücke, die gänzlich ohne Nägel und Schrauben errichtet wird. Auch Zuhause kann die Konstruktion mit Holzspießen oder Streichhölzern bewerkstelligt werden.
Zudem gab es das Feld der Bionik zu entdecken. Der Begriff Bionik setzt sich zusammen aus den Wörtern Biologie und Technik. Tiere und Pflanzen dienen dabei als Vorbilder für technische Erfindungen.„Anders als in der Schule ist Spicken hier quasi erlaubt. Man sieht sich von der Natur ab, wie diese gewisse Situationen löst”, kicherte Jessica. In Form eines Memoryspieles ordneten die Besucher technische Ideen ihren biologischen Anregungen zu. So mussten zum Beispiel Fotos von Schwimmhäuten von Enten mit Schwimmflossen gepaart werden.
Am Ende des Tages brachten es die beiden Schülerinnen Johanna und Ronja auf den Punkt: „Nach der langen Zeit zuhause durften wir endlich wieder etwas gestalten und miteinander auf die Beine stellen. So macht Schule Spaß!”
Wer die Landesgartenschau in der kommenden Zeit genauer erkundet, entdeckt am sogenannten Schulweg des Geländes auch die beiden selbstgebauten Hochbeete der FRI. Nachbauen ausdrücklich erlaubt!
Katja Ostermeier